Blumenwiesen

Wiesen können extrem artenreiche Lebensräume sein. Leider besteht das meiste Grünland derzeit aus stark gedüngten und oft geschnittenen Fettwiesen, auf denen kaum noch Arten vorkommen.

Wir wollen Ihnen hier beschreiben, wie eine Wiese wieder aufblühen kann - auf dass Insekten, Vögel & Fledermäuse wieder mehr Raum finden und natürlich auch zur Freude aller menschlicher Betrachter.

Kurzrezept für eine artenreiche Wiese

  • man nehme ein gutes Stück besonders magere Erde (also mit möglichst wenig Pflanzen-Nährstoffen)
  • eine Saatgut-Mischung von der heimischen Blumenwiese
  • säe im August/September oder April/Mai aus
  • gut feucht halten.
  • Weitere Pflege: nur 1-2 Mal im Jahr mähen, Balkenmäher auf hohe Stufe einstellen (10cm).
  • Schnittgut mit dem Schaumlöffel abschöpfen und als Heu verwenden.

Fertig! Bon Appetit!

Das geht natürlich auch ausführlicher. Zum Inhalt:

Flächen: die Rahmenbedingungen - was für Stellen sind geeignet?
Einsaat: was wird gesät?
Pflege: alles über Mahd, Heu und - KEINE Düngung!

Wichtig für alle Flächen außerorts: Bestehendes Grünland darf prinzipiell nicht ohne Genehmigung der unteren Naturschutzbehörde umgebrochen werden. Eine Liste mit den Ansprechpartnern der Natuschutzbehörden finden Sie unter diesem Link, die Landschaftserhaltungsverbände sind hier verzeichnet.


Geeignete Flächen

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Wir suchen Flächen, auf denen entsprechende Wiesensaaten eingesät werden können. Geeignet sind Firmengelände, Straßenbegleitgrün, ganz allgemein Brachland inner- und außerorts usw., aber auch kleine Bereiche im Garten oder sogar Balkonkästen sind willkommen.

Wir bitten daher Städte, Gemeinden, Firmen und Privatleute, Grundstücke zu melden, auf denen eine auf die Region abgestimmte Blühmischung ausgebracht werden kann.

Wichtig ist, dass die Fläche für einige Jahre (mindestens 3) nicht umgepflügt wird.

Warum nicht umgraben?
Ungefähr 75% der heimischen nestbauenden Wildbienen legen ihre Kinderstuben im Boden an, sie sind endogäisch. Auch viele andere Insekten, beispielsweise 80% der Wegwespen, 60% der Grabwespen und die allermeisten Heuschrecken legen ihre Eier im Boden ab. Wird der Ablageplatz umgepflügt, geht die Brut verloren.

Was helfen kleine Flächen?
Auch kleinste Angebote können mithelfen, größere Lebensräume zu verbinden und so getrennte Populationen wieder zueinander bringen. Der Sinn liegt im genetischen Austausch: Je größer eine zusammenhängende Population ist, desto besser können Ausfälle durch Krankheit, schlechtes Wetter und auch der Verlust eines Teillebensraumes ausgeglichen werden. Außerdem werden Inzuchteffekte vermieden. Andersrum gilt: Je kleiner und isolierter eine Population ist, desto größer wird die Gefahr, dass sie durch ein Einzelereignis ausstirbt.

Insekten benötigen in ihrem Lebensraum vor allem zwei Dinge: geeignetes Futter für sich und ihre Larven und einen Platz, der zum Nestbau geeignet ist. Diese beiden Stellen dürfen nicht zu weit voneinander entfernt sein. Wildbienen beispielsweise verproviantieren ihre Eier mit Pollen/Nektar-Paketen, für die sie sehr oft zwischen Blütenpflanzen und Eiablageplatz hin- und her fliegen müssen. Je größer der Abstand ist, desto weniger Eier können sie in ihrem kurzen Erwachsenenleben verproviantieren: Eine Zunahme der Distanz zwischen Nest und Futterpflanzen um 150 Meter führt beispielsweise bei der Mauerbiene Hoplitis adunca zu zirka 25 % weniger versorgten Brutzellen. Dazu kommt, dass Parasitoide in der Zeit, in der das Weibchen auf Nahrungssuche ist, gemütlich die Chance haben, ihre eigenen Eier ins fremde Nest zu schmuggeln. Auch das trägt zu einem stark verringerten Bruterfolg bei.
Hier können auch blütenreiche Kleinstrukturen wie Gärten, begrünte Dächer und sogar Balkonkästen helfen! Scheuen Sie sich also nicht, selbst aktiv zu werden. Auch kleine Maßnahmen können etwas bewirken! 

Hier können Sie ein Infoblatt (pdf) zur Flächenwahl herunterladen.

Außer Wiesen können auch Blühsäume angelegt werden. Darüber finden Sie in der Leiste rechts Informationsmaterial.


Einsaaten

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Vorgehen bei der Einsaat

Bodenvorbereitung: Mindestens 8 Wochen vor der geplanten Einsaat muss der Boden umgebrochen werden. Für eine Ansaat im Spätsommer (Mitte August - Mitte September) muss der Boden schon also spätestens im Juni/Juli gepflügt werden. Nach zwei Wochen wird der Boden nochmals oberflächlich umgebrochen, um aufkommende unerwünschte Pflanzen wie Melde, Quecke, Ampfer, Hirse, Winde usw. los zu werden. Bei Bedarf kann (und muss!) diese Prozedur zwei Wochen später wiederholt werden. Mit einer Egge, Kreiselegge, Fräse oder ähnlichem wird ein feinkrümeliges Saatbett hergestellt.

Für eine Ansaat im Frühjahr kann der Boden schon im Herbst gepflügt werden. Erst im Frühjahr wird dann mit Egge, Kreiselegge oder Fräse ein feinkrümeliges Saatbett hergestellt.

Mindestens 2-4 Wochen benötigt der Boden, um sich zu setzen und eine Porenstruktur aufzubauen, durch die das Saatgut von unten mit Feuchtigkeit versorgt wird.  Die Zeit der Bodenvorbereitung kann erheblich verlängert werden.

Saattermin: Die Aussaat sollte möglichst zwischen August und Mitte September durchgeführt werden. Ist eine Aussaat erst später möglich, empfiehlt es sich, die Fläche etwas zu mulchen (ca. 500g Heu pro Quadratmeter, Achtung: keine Quecke o.ä. mit einbringen!), um die Keimlinge zu schützen. Später, im November/Dezember kann eine Schlafsaat vorgenommen werden, die nach dem Winter keimt (bei Hanglage ebenfalls mit Heu schützen). Aussaaten im Frühjahr (April, Mai) sind ebenfalls möglich, hatten aber in den vergangenen Jahren sehr unter Trockenheit zu leiden: Vier von fünf Jahren waren zu trocken.

Einsaat: Direkt vor der Ansaat nochmals eine flache Bodenbearbeitung mit Egge, Kreiselegge oder Fräse durchführen.
Das Saatgut wird ausgesät, angewalzt und nicht in den Boden eingearbeitet. Viele Arten benötigen Licht, um zur Keimung angeregt zu werden.
Dem Anwalzen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Durch den Druck wird ein guter Bodenkontakt hergestellt, durch den die Wasserversorgung des Samenkorns um ein Vielfaches gesteigert wird.

Pflegeschnitte: Kommt trotz guter Bodenvorbereitung nach der Einsaat Unerwünschtes hoch (Hirse usw.), wird den Keimlingen schnell das Licht zu knapp, da die Unkräuter meistens schneller wachsen oder schon früher starten konnten. In diesem Fall muss ein Schröpfschnitt durchgeführt und ggf. wiederholt werden, sobald die (unerwünschten) Pflanzen höchstens kniehoch stehen. Daumenregel: Immer, wenn das Grünzeug bierflaschenhoch steht, wird es auf die Höhe einer umgekippten Bierflasche zurückgeschnitten. Damit wird verhindert, dass Hirse, Melde & Co. sich weiter aussäen und den Wiesenpflanzen-Keimlingen das Licht wegnehmen. Erst wenn die Wiesenpflanzen sichtbar dominieren (das kann 1-2 Jahre dauern!), sollte die Wiese normal gepflegt werden.

Ist eine Neueinsaat überhaupt nötig?
An den meisten Stellen wird eine Neueinsaat nicht erforderlich sein. Allein durch eine Umstellung des Pflegekonzeptes auf zweischürige Mahd (2x im Jahr mähen) mit Abräumen des Schnittguts können sich mit den Jahren bereits vielfältige Wiesen entwickeln. Die Samen sind im Boden oft noch vorhanden oder können aus benachbarten Beständen einwandern.

Deutlich beschleunigen lässt sich der Vorgang durch eine gezielte Einsaat (die eventuell auch nur streifenweise oder in eine "aufgeraute" bestehende Wiese ausgebracht werden kann) und, falls notwendig, ein künstliches Abmagern des Bodens durch Abfuhr des Oberbodens oder Einarbeiten von Sand/Kies. Das braucht allerdings viel Geld & Zeit und der Boden muss unter hohem Energieeinsatz irgendwo hin gebracht werden - derartige Aktionen wollen also wohlüberlegt sein! Wenn aber beispielsweise eine Baustellenfläche neu eingesät werden soll, kann man einfach darauf verzichten, Oberboden anzukarren. Der magere Untergrund ist ja bereits gegeben.

In einem solchen Fall sind allerdings keine Samenvorräte im Boden vorhanden. Hier macht eine Einsaat Sinn. Dassselbe gilt, wenn der Boden beispielsweise durch jahrelange Nutzung als Ackerfläche den Großteil seines Samenvorrats aufgebraucht hat. Durch den jährlichen Umbruch werden die vorhandenen Samen zur Keimung angeregt, finden auf dem Feld dann aber nicht die benötigten Bedingungen und verschwinden rasch, ohne neue Samen gebildet zu haben. So erschöpft sich der Vorrat, und neue Pflanzen können nur von außen auf die Fläche gebracht werden.
Dies kann durch natürliche Vorgänge geschehen: Pflanzen erobern neue Gebiete durch vielfältige Vorgänge, etwa mit dem Wind, im Gefieder von Vögeln oder durch Ameisen, die die Samen in ihr Nest schleppen. Schneller geht es, wenn der Mensch nachhilft und eine geeignete Saatmischung aussät.

Auch bei Einsaaten gewinnen die Wiesen bei richtiger Pflege mit den Jahren immer mehr an Artenvielfalt, sowohl bei den Pflanzen als auch bei den Tieren. Je älter eine Wiese ist, desto größer kann die Vielfalt auf ihr sein; alt-eingewachsene Wiesen können nicht einfach durch eine Neuanlage ersetzt werden. Daher ist es sehr wichtig, bereits vorhandene Wiesenbestände weiterhin gut zu pflegen!

An dieser Stelle ein kleiner Exkurs: Stellen ohne jeden Bewuchs sind für viele Pionierarten ganz besonders wertvoll. Wer die Möglichkeit hat, einfach abzuwarten, was sich von selbst einstellt, wird überrascht sein, welche Vielfalt sich in wenigen Jahren einstellt. Besonders grß ist diese Biodiversität, wenn auch die Voraussetzungen vielfältig sind, beispielsweise weil es nasse Gruben neben trockenen Hängen gibt. Da solche Kahlstellen allgemein als "Verletzung" in der Landschaft angesehen werden, werden sie leider in der Regel hastig eingesät oder gar aufgeforstet. Daher sind viele Pionierarten inzwischen sehr selten geworden.

Naturpark-Mischungen

Wo eine Einsaat gewünscht ist, werden Mischungen verwendet, die folgende Eigenschaften aufweisen:

  • Heimische Arten
  • Regionales Saatgut
  • Mischung kann stabile Wiesengemeinschaft bilden
  • für Spezialisten unter den Insekten geeignet

Die für den Schönbuch verwendeten Mischungen werden über das Projekt an die Besitzer der Flächen weitergegeben. Es geht um bunte Zusammenstellungen von regional-zertifiziertem Saatgut heimischer Wildpflanzen. Hauptsächlich kommen krautige Stauden, Gräser und einige Einjährige zum Einsatz. Die Mischungen können verfüttert werden und sind qualitativ hochwertig (enthalten also beispielsweise keine Verunreinigungen mit Hirse, Ambrosia oder ähnlichem).

 

Warum heimisch?

Viele Insekten sind auf ganz bestimmte Futterpflanzen angewiesen und fangen mit eingeführten Pflanzenarten nichts an. Oft geht es dabei um die Entwicklung der Larven. So benötigt der Prächtige Bläuling für seine Raupen ein großes Angebot an Vicia-Pflanzen, beispielsweise Vogelwicken. Zitronenfalter entwickeln sich auf den Blättern von Rhamnus-Arten (beispielsweise am Faulbaum), der Aurorafalter legt seine Eier an Kreuzblütlern und zwar bevorzugt an Knoblauchrauke oder Wiesenschaumkraut ab.
Etliche Wildbienenarten (ca. 31% der nestbauenden Arten in Deutschland) benötigen für die Verpflegung ihrer Jungen ganz bestimmte Pflanzen; viele sind etwa auf Pollen von Glockenblumengewächsen angewiesen. Diese Spezialisierung liegt unter anderem daran, dass die verschiedenen Blütentypen ganz unterschiedliche Erntetechniken erfordern. Aus langen Blüten können nur langrüsselige Insekten trinken. Mohnblüten wollen ordentlich geschüttelt werden, weshalb Hummeln sie bei der Pollenernte kräftig zum Vibrieren bringen müssen usw. Die Pflanzen erhöhen durch diese technische Raffinesse die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Bestäubungsservice als nächstes wieder eine gleichartige Blüte anfliegt und verbessern so ihren Bestäubungserfolg. Denn für die Verproviantierung einer einzigen Larve müssen etliche Blüten angeflogen werrden. Bienen benötigen dabei den gesamte Pollen von mindestens 30 Blüten (die Menge ist artabhängig - manche Arten brauchen weniger, andere etliche hundert Blüten!). Da sie aber nicht die einzigen sind, die sich am Buffet bedienen und daher die Pollenausbeute kleiner ausfällt als theoretisch möglich, werden tatsächlich noch deutlich mehr Blüten angeflogen.
Auch Heuschrecken und Zikaden sind oft hoch spezialisiert, die Goldaster-Zirpe beispielsweise saugt ausschließlich an Goldschopfastern.

Blumenmischungen, die für Menschen ansprechend aussehen, sind also nicht zwangsläufig auch geeignet für Insekten. Eingeführte Arten stehen bei keinem der Spezialisten auf dem Speiseplan. Züchterisch bearbeitete Sorten sind für gewöhnlich nur nach dem Aussehen und vielleicht noch nach ihrem Duft gezüchtet, die Nektar- und Pollenausbeute spielt dagegen keine Rolle. Bei gefüllten Sorten wurden die pollenproduzierenden Staubblätter zu Blütenblätter umgewandelt - sieht vielleicht toll aus, aber Pollen werden keine mehr produziert. Sie sind für blütenbesuchende Insekten wertlos.

Hier können Sie einige Tipps zur Aussaat und Anlage einer Blumenwiese herunterladen.

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Pflege

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Entscheidend für die Entwicklung von artenreichen Wiesen sind Pflege und  Rahmenbedingungen. Günstig sind seltene Mahd und magerer Boden.

Wiesen sind Lebensräume, die in Mitteleuropa entstanden sind, weil Menschen die Flächen genutzt haben. Ohne anhaltende Pflegemaßnahmen können sie sich nicht halten – die Fläche verbuscht und Stück für Stück kommen Bäume auf. Eine ungemähte Wiese wird sich bei uns an den meisten Stellen zu Wald weiterentwickeln. Daher ist die Pflege das A und O!

Mahd

  • ein- bis zweischürige Mahd
  • 1. Mahd Ende Mai oder Mitte Juli
  • 2. Mahd Ende September
  • nicht zu tief (8, besser 10cm über dem Boden)
  • nicht alles gleichzeitig abmähen, sondern Streifen stehen lassen.

Wie oft gemäht werden muss, ist vom Standort abhängig. An einem nährstoffarmen, trockenen Standort genügt es, einmal im Jahr zu mähen. Feuchtere Stellen mit mehr Nährstoffen werden zwei oder sogar drei Mal im Jahr gemäht. Wird zu oft gemäht, landen wir letztlich beim Rasen – angenehm zum Barfußlaufen, aber sehr artenarm.

Wann soll gemäht werden? Keine Pflanze lebt ewig. Eine Wiese kann sich daher nur entwickeln, wenn die Pflanzen blühen und Samen entwickeln können. Eine Mahd bereits mitten in der ersten Margeritenblüte stört die Pflanzen in ihrer Entwicklung und verhindert die Samenreife. Allerdings treiben die früh geschnittenen Blütenpflanzen rasch erneut aus - bereits nach wenigen Wochen sind an der gemähten Stelle wieder Blüten zu sehen. Mit der ersten Mahd wurde den Gräsern viel Kraft genommen, die kleinen Wiesenpflanzen (Glockenblumen usw.) bekommen nun wieder Licht. Ohne diese frühe Mahd würden sie rasch verdrängt werden. Lässt man der Wiese vor dem nächsten Schnitt Zeit bis in den September, können Margeriten usw. die Samen der zweiten Blüte reifen lassen. Diese sollten für eine Erhaltung der Arten ausreichen.

Daumenregel für den ersten Schnitt: "wenn die Hauptgräser blühen" - meist mitten in der Margeritenblüte.

Aber: Auch Insekten brauchen Zeit und Futterpflanzen für ihre Entwicklung. Schmetterlingsraupen schlüpfen, wachsen und häuten sich, verpuppen sich. Erst nach der Puppenzeit schlüpfen neue Schmetterlinge, die wieder Eier ablegen und die Art ins nächste Jahr retten können. Sinnvolle Mahdtermine für viele Tiere sind Mitte Juli und Ende September.

Man kann es halt auch auf der Wiese nie jedem Recht machen!

Wie soll man diese beiden Termine unter einen Hut bekommen? Ganz einfach: Nicht die ganze Wiese mähen, sondern einen Teil (die Hälfte ist gut - aber schon ein Randstreifen hilft!) für die Insekten stehen lassen. In diesem Teil können einige überleben und die auf Pollen angewiesenen Blütenbesucher können dort weiter nach Futter suchen bis der zuerst gemähte Bereich wieder blüht. Vielleicht kann man sich bei kleinen Flächen auch mit den Nachbarn absprechen - ein Grundstück kommt in diesem Jahr früh dran, das andere darf länger stehen bleiben. Nächstes Jahr andersrum...

Ganz allgemein ist auf Dauer alles gut, was nicht einheitlich ist - dazu gehört auch ein nicht einheitliches Mahdregime. Die heutigen landwirtschaftlichen Maschinen gestatten es, an einem Arbeitstag gleich hektarweise Wiese zu schneiden. Dort findet kein Insekt mehr Futter. Eier, Raupen und Puppen können beim Mähen ohnehin nicht flüchten; die weiten Flugstrecken sorgen jedoch dafür, dass selbst sehr mobile Tiere sterben oder sich zumindest nicht fortpflanzen können. Wird dagegen nicht die gesamte Fläche auf einmal gemäht, finden die überlebenden Tiere -seien es Insekten, Vögel oder Säugetiere- weiterhin Nahrung und Versteckmöglichkeiten.

Die entstehenden Altgrasstreifen oder -flecken werden erst bei der nächsten Mahd mitgemäht. Bereiche, die im einen Jahr im Mai zum ersten Mal abgemäht wurden, dürfen dafür im nächsten Jahr bis in den Juli stehen bleiben. So kommen immer unterschiedliche Pflanzenarten in den Genuss von Licht und zur Samenreife.
Ein netter Nebeneffekt ist, dass wir uns so an einem länger andauernden Blütenflor erfreuen können.

Was haben Muster mit Tierschutz zu tun? Beim Mähen sehr viel! Mancher mäht seine Wiese in einer Spirale von außen nach innen. Dabei werden die fliehenden Tiere auf dem letzten Rest Gras zusammengedrängt - wenn dieses Fleckchen dann ebenfalls gemäht wird, sind alle fällig. Sinnvoller ist es, in der Mitte zu beginnen, und sich dann Streifen für Streifen zum Rand oder zu geplanten Altgrasinseln vor zu arbeiten. So können die Tiere in Bereiche ausweichen, die auch nach dem Mähen noch Schutz bieten.

Auch den Winter darf man nicht vergessen. Ein Teil der Wiese (beispielsweise "der hintere Rand" oder Inseln mittendrin) sollte über den Winter stehen bleiben dürfen. Viele Insekten überwintern verborgen in und zwischen den Halmen, und auch Vögel finden dort Nahrung.

Magerer Standort: nicht zu viele Nährstoffe für die Pflanzen!

  • nicht düngen
  • Schnittgut abfahren, nicht mulchen (sprich: Schnittgut NICHT auf der Fläche lassen)
  • evtl. vor der Einsaat mit Sand o.ä. abmagern

Auf Flächen, in denen der Mensch nicht düngt, herrscht meistens Stickstoffmangel. Daher ist der Großteil der Pflanzenarten an sogenannte "magere" Standorte angepasst. Wenn den Pflanzen viele Nährstoffe zur Verfügung stehen, werden sich rasch die Arten durchsetzen, die diese Nährstoffe am schnellsten in Biomasse umsetzen können (insbesondere viele Gräser, aber auch beispielsweise Ampfer und Brennnesseln). Langsamer wachsende Arten werden verdrängt. Je magerer eine Fläche ist, desto mehr verschiedene Arten können sich halten.

Bei gut gedüngten Standorten kann es ratsam sein, in den ersten Jahren häufiger zu mähen, um über die entfernte Biomasse Nährstoffe aus dem Boden los zu werden.
Schneller geht die Abmagerung, wenn vor einer Neueinsaat der humus- und nährstoffreiche Oberboden abgetragen oder Sand / Kies in den Boden eingearbeitet wird. Für Kommunen lässt sich hier eventuell Material von Baustellen verwenden oder auch der Sand, der bei den regelmäßigen Spielplatzpflegen anfällt. Bei Neuanlagen an Baustellen empfiehlt es sich, erst gar keinen "Mutterboden" aufzubringen, sondern direkt auf den sehr mageren und samenfreien Unterboden einzusäen.

Ein Abtragen des Schnittguts ist jedoch auch weiterhin notwendig. Aus der Luft rieseln bei uns Jahr für Jahr ca. 30-40kg Stickstoff auf einen Hektar Fläche herab (zum Vergleich: Mais wurde vor wenigen Jahren noch mit 40kg Stickstoff jährlich gedüngt). Der Luftstickstoff stammt v.a. aus der Massentierhaltung und Abgasen von Autos, Fabriken und Heizungen. Diese massive Düngung führt dazu, dass die Wiese immer nährstoffreicher wird. Daher ist es wichtig, nicht nur jegliche weitere Düngung zu unterlassen, sondern auch das Schnittgut nach dem Trocknen abzufahren. So wird man einen Teil des Regenstickstoffs wieder los.
Fatal ist dagegen, einen Mulcher zu verwenden. Zum Einen zerhäckselt der schon beim Mähvorgang praktisch sämtliche Wiesenbewohner, zum Anderen düngt er die Wiese mit dem Schnittgut. Einfach formuliert: Tiere tot, Pflanzen überdüngt. Nicht machen!