Fidelius Waldvogel im stimmungsvollen Klosterhof in Bebenhausen

Gestern machte Fidelius Waldvogel mit seiner VON DAHEIM Tour im Naturpark Schönbuch Halt. Danke für den schönen Abend!

Ein Stück Schwarzwald im Naturpark Schönbuch
Fidelius Waldvogel gastiert mit seiner „VON DAHEIM-Tour“ im Kloster Bebenhausen
 

Die Bühne in der Kutscherhalle als Ersatzspielort bei Schlechtwetter war schon aufgebaut, aber damit verhält es sich wohl wie mit dem Regenschirm: ist er parat, bleibt der Regen aus. Für die Kabarettveranstaltung „Nächste Ausfahrt Heimat“ mit Fidelius Waldvogel in Bebenhausen hätte das Wetter gar nicht schöner sein können. Die Steine der Klostergebäude strahlten die Wärme des Tages bis weit in die Abendstunden aus und so ließ es sich auf den aufgestellten Bierbänken im Klosterhof sehr gut aushalten. Zumal bei diesem sehr unterhaltsamen Programm, das der urige Schwarzwälder Martin Wangler alias Fidelius Waldvogel zum Besten gab. Schon am Nachmittag rollte der Trecker der Marke Eicher Königstiger, Baujahr 1968, mit sattem Geknatter in den Hof, im Schlepptau den bekannten Forstarbeiterwagen. Dieser war flugs zur Bühne umgebaut und präsentierte im Inneren eine gemütliche Schwarzwaldstube. Abends ging’s mit einem kurzen Tuten in die Tuba los und was da in den nächsten zwei Stunden geboten wurde, war ausgesprochen sehens- und hörenswert. Was ist Heimat? fragt Fidelius in die Runde und philosophiert im breiten Schwarzwälder Dialekt. In die hohe Kunst des Speckschneidens führt er sein Publikum ein und macht munter vor, wie der echte Schwarzwälder seinen Speck schneidet: mit Brettli, einem Messer, „des au riechtig haut“ (schneidet), und den wichtigen Zutaten wie Äpfel und Zwiewele“. Und wie den Speck filetiert er die Themen der hohen (Regional)-politik: Die Rückkehr des Wolfes ins Ländle? Ja, ein Kuscheltier ist dieser sicher nicht, doch Fidelius ist mehr bange vor den Wölfen im Schafspelz, die sich noch nie haben ausrotten lassen und immer schon ihr Unwesen trieben und dies auch weiterhin tun werden.

Dem Höfesterben im ländlichen Raum hat er sogar ein Lied gewidmet, „Milchbauers End“ heißt es und beschreibt, wie der Milchpreis die Existenz der Milchbauern gefährdet. Da bleibt dem Zuhörer die Discounterbutter im Halse stecken und der nächste Latte Macciato hinterlässt einen bitteren Geschmack.

Fidelius schafft es, mit teils recht derben Gags im Wechsel mit feinsinnigem Tiefgang sein Publikum vom Lachen zum Nachdenken und wieder retour zu bringen. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und das würde auch nicht zu seiner Schwarzwälder Mundart passen, die aber, wie aus verlässlicher Quelle versichert wurde, auch größtenteils von „Reigschmeckten“, gerade noch zu verstehen war. Nur beim Satz von der Schelle war nichts mehr zu machen, aber da mussten selbst die des Badisch Mächtigen die Waffen strecken. Eine Übersetzung kam dann auch prompt von Fidelius selbst, der ausführlich die fünf verschiedenen Bedeutungen des Wortes Schelle erläuterte.

Ein sehr unterhaltsamer Abend, der auch auf musikalischer Ebene einiges zu bieten hatte. Wangler schreibt die Notentexte seiner Songs alle selbst. Und wenn er in seine Gitarre greift, lässt das auch versierte Musiker aufhorchen.

Etwa 120 Zuschauer waren zum Kloster Bebenhausen gekommen, amüsierten sich über Fidelius Waldvogel und seine Sicht der Dinge, und ließen sich die Leckereien des Bebenhäuser Vereins schmecken. Mit einem letzten Tubaständchen endete die Vorstellung und die Bühne wurde wieder zum Forstarbeiterwagen, in dem Fidelius Waldvogel nächtigt, um am nächsten Tag zu weiteren Vorstellungen im Ländle zu ziehen. Wer also die in Bebenhausen verpasst hat, kann seiner Schlepperspur folgen und sich das Programm in einem der sieben Naturparke Baden-Württembergs anschauen.

Ankunft Fidelius Waldvogel im Kloster Bebenhausen

Forstpräsident (Abteilung RP Tübingen) begrüßt Fidelius Waldvogel und Zuschauer

Fidelius Waldvogel und sein Bulldog

Forstpräsident (Abteilung RP Tübingen) begrüßt Fidelius Waldvogel und Zuschauer

Naturparkstand im Klosterhof

Schauspieler Martin Wangler (links) und Naturparkgeschäftsführer Mathias Allgäuer (rechts)

gemeinsames Frühstück nach getaner Arbeit

eine Station der VON DAHEIM Tour 2019 durchs Ländle